Lebe aus deinem Herzen und deiner Seele

Die Sonne ist da, lass sie in dir aufgehen

Kreuzwegmeditation mit P. Benedikt Leitmayr osfs
Pfarrseelsorger von Konnersreuth
Ehrenkaplan der Wallfahrtsstätte von Lourdes

Kreuz Hainsacker

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Kreuzweggedanken

Herr, du selber ermutigst mich, die Stationen deines Kreuzweges zu betrachten und ihre Botschaft in mein Leben einzulassen. Du sprichst mich an und ich spüre in meinem Herzen, daß du mir die Angst nehmen willst vor dem Kreuzweg meines eigenen Lebens. .

Herr, ich will deinen Weg wagen. Ich vertraue dabei auf deine führende Hand und auf die Kraft deiner Liebe. Auf dein Wort hin gehe ich zwar noch ein wenig ängstlich und zaghaft, aber dennoch voller Hoffnung und Zuversicht. Ich glaube deinem Wort, wenn du mir zusagst: "Ich bin alle Tage bei euch bis zum Ende der Welt."

Herr, du selber bezeichnest den Kreuzweg als Weg deiner Liebe zu uns Menschen. Dein Wort gilt: "Es gibt keine größere Liebe als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." Du rufst mich auf deinen Weg, weil ich dein Freund bin und weil du mich zur Auferstehung und zum Leben führen willst.

So beginne ich jetzt auch voll Vertrauen meinen Weg durch die Stationen deines und meines Lebens. Amen.

1. Station: Die Verurteilung

Lisieux 1

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Therese von Lisieux sagt:
Man muss sein nichtiges Ich aufgehen lassen in der Fülle Gottes und nur an dies einzig Liebenswerte denken!
 
Johannes der Täufer sagt: "Er  muss wachsen, ich aber muss kleiner werden" (Joh 3,30). Pilatus könnte gesagt haben: "Ich muss wachsen und deshalb muss Jesus aus meinem Leben verschwinden, denn er hindert mich daran". Johannes der Täufer baut sein Leben auf Christus. Pilatus baut sein Leben auf das Ansehen des Volkes und auf die Freundschaft mit dem Kaiser. Er versteht das Wort des Psalmisten nicht: "Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Menschen zu bauen. Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Fürsten zu bauen. (Ps 118,9-10)". Er kann sich mit seinem Leben Christus und seiner Liebe nicht anvertrauen. Er glaubt, das Leben in seiner Karriere zu finden.
Worauf bauen wir unser Leben?
Was ist unser Glaube?
Zu wem gehören wir?
Zu Pilatus oder zu Jesus?
 
Pilatus verurteilt Jesus, obwohl er sagt: "Ich finde keine Schuld an diesem Menschen". Er zeigt uns den Weg den wir heute im Alltag immer noch gehen, den Weg der Verurteilung; denn Menschen, die uns nicht passen, schieben wir oft ab in unserem Leben. Unser Streben nach Profit und Macht ist uns da und dort wichtiger als der Mitmensch. Was bringt's mir denn, wenn ich Jesus habe? Auch solche Fragen stelle ich. Dafür kann ich mir doch auch nichts kaufen. So gehen wir Christen heute oft den Weg im Alltag. Dass dabei Christus und der Mitmensch auf der Strecke bleiben, sehen wir oft nicht; es stört uns oft auch gar nicht; denn es geht doch um mich! Spürst du es jetzt: "Jesus ist verurteilt von Pilatus, aber auch von dir!"
 
Herr Jesus, zeige du mir, wo ich im alltäglichen Leben dich und meine Mitmenschen unschuldig verurteile. Führe mich auf deinen Weg und lass mich in deiner Liebe handeln. Amen

2. Station: Jesus nimmt die Kreuze der Menschen auf sich

Lisieuxkreuzweg 2

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Therese von Lisieux sagt:
Wie gut ist Gott! Er passt die Prüfungen, die er uns zumutet, unseren Kräften an.

Herr, an dieser Station, stehe ich mit der ganzen Angst meines Lebens. Doch inmitten meiner Angst erlebe ich, dass du mein Kreuz gegen deine Liebe austauschen willst. Jetzt lerne ich verstehen; wenn ich das Kreuz meines Alltags auf mich nehme, dann schöpfe ich aus der großen Quelle der Liebe Gottes. Ich spüre, dass Jesus meine Angst vor dem Kreuz in einen Weg der Nachfolge verwandeln kann. Ich erfahre, wenn ich mein Kreuz annehmen kann, dann lasse ich mein Leben von der Liebe Christi tragen.

Jesus trägt dich zusammen mit deinem Kreuz hinein in die Liebe Gottes, damit du die Fülle deines Lebens nicht versäumst. Alleine bleibst du ja doch hängen an den Irrwegen dieser Welt und setzt dich der Gefahr aus, den Weg der Liebe Gottes nicht zu finden.
Jesus trägt dich, damit auch in deinem Leben wahr werden kann, was Paulus sagt: "Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich an der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll" (Röm 8,18).

Herr Jesus, so bitte ich dich, nimm mir die Angst vor dem Kreuz meines Lebens und führe mich zur Herrlichkeit und Freiheit der Kinder Gottes. Hilf mir, dass ich mein Leben in deine Liebe verlieren kann, damit ich es gewinne. Lass mich umkehren und an die Liebe Gottes in meinen alltäglichen Leben glauben. Amen

3. Station: Jesus bricht zusammen. Er kniet am Boden

Lisieuxkreuzweg 3

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Therese von Lisieux sagt:
Der Gedanke, dass das Leben so kurz ist, gibt mir Mut, die Müdigkeit auf dem Weg zu ertragen.

Herr, eigentlich müsste ich hier am Boden knien und zu Gott schreien, dass er mir meine Schuld vergibt. Aber ich habe den Mut nicht dazu. Ich laufe ganz einfach weg und spiele dir und den Menschen oft ein Theater vor. Doch auf der Flucht, vor meinem Leben, zusammengebrochen, höre ich plötzlich die Melodie deiner Liebe wieder spielen. Ihr Klang sagt mir: "Deine Vergangenheit gehört dem göttlichen Erbarmen. Leg den alten Menschen ab und zieh den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit geschaffen ist " (vgl. Eph 4,22-24).

Herr, ich kann dir nur noch danken, denn du kniest für mich am Boden und schreist zum Himmel: "Vater verzeihe ihm, rechne ihm seine Vergangenheit nicht an, sondern schau auf seine Liebe, die er dir von neuem schenken will. Schenke ihm deine Barmherzigkeit und lass ihn daran glauben, dass du ein Vater bist, der sich um seine Kinder sorgt!"

Herr, jetzt fehlen mir die Worte, denn ich bin davon ausgegangen, dass du mich fertig machst, sowie ich das bei manchen Menschen erlebe, wenn ich etwas falsch mache. Du aber hast mir verziehen. Du hast mich aus dem Gestrüpp meines Lebens herausgeholt. Du hast die Fesseln meines Alltags gelöst. Herr, ich danke dir.

Herr, so bitte ich dich, hole mich heraus aus der Verfangenheit meines Lebens. Öffne mir die Tür für deinen Weg  und schenke mir deine Gnade, dass ich immer wieder mit dir aufstehe, wenn ich unter der Last meines Lebens zusammengebrochen bin. Amen.

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter

Lisieuxkreuzweg 4

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Therese von Lisieux sagt:
Liebe lässt sich nur mit Liebe vergelten.

Herr, wenn  du und deine Mutter sich auf dem Kreuzweg begegnen, dann kann ich trotz des Leidens und der Schmerzen, die Liebe sehen, die in dieser Begegnung steckt. Das macht mir Mut, denn ich spüre, ich bin nicht allein auf dem Kreuzweg meines Lebens. Mit dir, Maria, lerne auch ich Kreuzweg gehen. Bei dir, Maria, darf ich erfahren: Auch wenn ich in meinem Leben mit Tränen säe, werde ich mit Jubel ernten; denn im Kreuzweg steckt die ganze Liebe, die Gott uns in Jesus schenken will.

Maria, du zeigst mir heute, dass jede Begegnung mit Jesus, eine Begegnung mit der Liebe ist, die meinen Alltag tragen kann. Seit du mich auf dem Kreuzweg führst, erkenne ich, wieviel Begegnungen meines alltäglichen Lebens nicht von der Gottes - und Nächstenliebe geprägt sind. Plötzlich fällt mir auf, wie  rücksichtslos ich manchmal mit Menschen umgehe und wie ich meinen Kopf durchsetzen will.

Maria, du willst mir heute sagen: "Lass dich von Jesus auf der Weg der Liebe rufen, dann wirst du den Kreuzweg deines Lebens schaffen, dann wirst du, selbst wenn du zusammenbrichst, nicht tiefer als in die Liebe Gottes fallen können."

Maria ich danke dir, dass du dich als Wegweiser an den Weg meines Lebens gestellt hast.

Herr Jesus, so bitte ich dich, öffne mir die Augen, damit ich in deiner Mutter den Weg meines Lebens ablese und in meiner Blindheit nicht Wege gehe, die mich von deiner Liebe wegführen. Amen.

5. Station: Simon von Cyrene

Lisieuxkreuzweg 5

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Therese von Lisieux sagt:
Der Herr braucht unsere Werke nicht, wohl aber unsere Liebe.

Simon weigert sich ein Stück Weg mit Jesus zu gehen. Er versucht zu fliehen, aber es gelingt ihm nicht, denn die Soldaten ergreifen ihn. Sie zwingen ihn mit Jesus das Kreuz zu tragen. Man könnte fast sagen: Simon musste zum Glück seines Lebens gezwungen werden.
Kaum unter das Kreuz gekommen, denkt Simon anders. Wer ihn jetzt anschaut, der kann es fast nicht begreifen; denn er sieht Simon ganz verwandelt. In seinem Gesicht sind keine Spuren von Angst, keine Spuren von Leid, keine Spuren von Hass, sondern Spuren der Liebe, des Friedens und einer großen Dankbarkeit zu lesen.

Man fragt sich:
"Wie kommt das?"
Simon gibt selber die Antwort:
"Ich spüre plötzlich, wie mich eine Liebe erfasst hat. In ihr erkannte ich, Jesus. So wurde mein totes Leben wieder lebendig.

Simon sagt dir heute: "Hab keine Angst! Geh mit Jesus, auch wenn du dich manchmal zwingen musst. Glaub mir, du wirst es nicht bereuen, denn auch dir wird das große Erlebnis geschenkt, dass Jesus deine Angst in Liebe verwandelt. Welch ein Glück, dass die Soldaten mich zum Kreuztragen gezwungen haben, denn ohne das Kreuz hätte ich nicht zu Jesus gefunden. Er den ich nicht kannte, ist unter dem Kreuz meine große Liebe geworden. Alles, was mir so wichtig war, mein Geld, meine Arbeit, meine Hobbys, sind bedeutungslos gegen die Liebe, die ich gefunden habe.

Herr Jesus, so bitte ich, lass mich dankbar für Simon sein, denn durch ihn hast du mir viel Angst vor dem Kreuz genommen. Gib mir die Kraft, dass ich jeden Tag neu meinen Alltag zusammen mit seinem Kreuz auf mich nehmen und tragen kann. Amen.

6. Station: Veronika

Lisieuxkreuzweg 6

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Therese von Lisieux sagt:
Ich habe niemals etwas anderes gegeben als Liebe, darum gibt er sie mir zurück.

Veronika, eine Frau, die auch heute den Menschen das Antlitz Christi entgegenstrahlt. Es ist das Antlitz ihrer Liebe. Man braucht Veronika nur anzuschauen, dann erkennt man, dass der Mensch in seinem Leben alles verlieren kann, aber die Liebe, die er verwirklicht hat, bleibt ihm ins Gesicht geschrieben.

Welches Gesicht zeigen wir den Menschen?
Ist es das Gesicht unserer Liebe?
Ist es das Antlitz Christi?
Können wir den Menschen überhaupt das Antlitz Christi zeigen oder fehlt es uns selber?

Wer Liebe gibt, bekommt Liebe zurück. Das ist Veronika! Das könntest du heute sein, ein Mensch, der mitten im Leid das Gesicht der Liebe Gottes ausstrahlt.

Veronika eigentlich tust du nichts in den Augen der Menschen. Du machst keine großen Sprüche, sondern du bist einfach da und schweigst. Aber in deinem Dasein und Schweigen drückst du die ganze Liebe für Christus aus. Die Menschen halten dich für eine Verrückte, für eine, die sinnlos ihre Zeit vergeudet, für eine, die in ihrer Dummheit nicht weiß, was sie tut. Deine Antwort ist schweigen und lieben. Aber es ist die Antwort, die uns sagt: "Einmal wirst du es auch begreifen, dass Gott denen das Große bereitet, die ihn lieben.

Herr Jesus, so bitte ich dich, lass mich in der Liebe zu dir wachsen und mach mir bewusst, dass am Ende nur die Liebe bleibt. Amen.

7. Station: Jesus liegt mitten auf dem Weg

Lisieuxkreuzweg 7

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Therese von Lisieux sagt:
Du darfst erfahren, dass auf die Prüfung die Freude folgt, und glücklich sein, gelitten zu haben.

Hast du dich schon einmal gefragt, ob Jesus auf deinem Lebensweg liegt?
Könntest du es glauben, dass sich Jesus dir in den Weg legt, damit du an den Kreuzpunkten deines Lebens nicht die falsche Richtung einschlägst?
Warum kannst du es nicht glauben?
Warum muss Jesus heute auch zu dir sagen: "Du Keingläubiger, warum hast du gezweifelt?" (Mt 14,31)
Weißt du denn immer noch nicht, dass ich aus lauter Freundschaft zu dir am Boden liege?
Verstehst du jetzt, was ich meine, wenn ich dir sage: "Du bist mein Freund!"
Komm, und schau mich an!
Komm, wir zwei ändern dein Leben!
Komm, mitten auf dem Kreuzweg findest du in meiner Liebe den richtigen Weg für dein Leben.

Jesus, das hat noch keiner für mich getan. Noch nie habe ich erlebt, dass mich einer angesprochen hat, wenn es mir schlecht geht oder wenn ich die falschen Wege gehe. Lass ihn nur laufen, er wird sich den Kopf schon noch anrennen. Diese oder ähnliche Worte kenne ich.

Jesus, du liegst mitten auf dem Weg, auf meinem Lebensweg. Wenn ich dich frage, warum du auf dem Boden liegst, dann sagst du mir: "Mein Freund, daß müsstest du eigentlich ahnen können. Aber du weißt noch gar nicht, dass du mit deinem Leben am Boden bist. Das ist mein eigentlicher Grund: Ich liege am Boden, um dich aufzuheben, um mit dir aufzustehen und weiterzugehen, immer weiter, hinein in den Weg der Liebe Gottes, was ja dein eigentlicher Lebensweg ist. Du fliehst doch nur davor."

Herr Jesus, so bitte ich dich, laß mich auf meinem Lebensweg nicht an dir vorbeigehen; laß mich erfahren, daß du in jeder Lage meines Lebens bei mir bist und mich aufrichtest. Amen.

8. Station: Jesus und die Frauen von Jerusalem

Lisieuxkreuzweg 8

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Therese von Lisieux sagt:
Je mehr Tränen, um so größer die Tröstung.

Die weinenden Frauen nehmen sich Zeit für Jesus. Kennen wir so etwas aus unserem Leben - Zeit haben? Vielleicht würden wir heute antworten: Jesus soll doch einmal ein wenig realistisch sein. Heute hat man doch keine Zeit mehr! Was soll ich denn noch alles tun? Ich mach doch sowieso schon genug und jetzt soll ich Zeit haben auch noch? Ja, was fällt euch denn ein! Hand aufs Herz! Haben wir nicht solche oder andere Ausreden, wenn es um die Begegnung mit Jesus geht? Die Frauen haben Zeit, denn sie bleiben stehen und sprechen mit Jesus. Es kommt zu einer Begegnung, die die Frauen nie mehr vergessen werden, denn durch Christus verwandeln sich ihre Tränen in Freudenperlen. Christus schenkt Liebe, obwohl er soviel leiden muss und es ist noch dazu eine Liebe, die den Menschen im alltäglichen Lebensweg trägt. Das erfahren die Frauen; das kannst auch du erfahren, wenn du für Jesus Zeit hast.

Die weinenden Frauen sagen dir, dass mit Christus mitten auf dem Kreuzweg das Fest deines Lebens beginnt; denn es ist wahr geworden: "Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten." (Ps 126,5) Die weinenden Frauen von Jerusalem haben erlebt, dass sich ihre Nächstenliebe in der Begegnung mit Jesus in einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft umgewandelt hat. Jesus baut auch dir den Weg in die Zukunft, aber du brauchst Zeit, ihm zu begegnen. Findest du Zeit für Jesus oder klebst du mit deinem Leben fest? "Reiß dich los von Dingen, die dein Leben behindern oder verhindern und wende dich Jesus zu, der dein Leben fördert und gelingen lässt". Das ist die Botschaft, die dir die Frauen von Jerusalem hinterlassen. Glaube nur!, dann wird auch dein Leben Heilung erfahren und die wirst mit Jubel die Früchte ernten, obwohl du den Samen unter Tränen ausgestreut hast.

Herr Jesus, so bitte ich, lass mich am Zeugnis der Frauen von Jerusalem nicht vorbeigehen, sondern schenke auch mir eine tiefe Begegnung mit dir, die mein Leben voll Hoffnung und Vertrauen  in  die Zukunft trägt. Amen.

9. Station: Jesus liegt jetzt ganz am Boden

Lisieuxkreuzweg 9

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Therese von Lisieux sagt:
Wenn ich leide und immer mehr leiden muss, fürchte ich mich deswegen nicht.
Gott wird mir Kraft geben und mich nicht verlassen.

Jesus am Boden, verlassen von der Liebe der Menschen. Selbst seine Freunde sind weit von ihm entfernt. Es geht Jesus wie es vielen Menschen im täglichen Leben geschieht. Wenn es ihnen schlecht geht, dann laufen die Freunde davon und ihre häufigste Antwort ist dann, ich habe jetzt keine Zeit. Das Versprechen, ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst, ist plötzlich ganz verstummt. Einsamkeit breitet sich aus. Die Vielen, die Jesus beim Einzug in Jerusalem zujubelten, wo sind sie? Alle sind sie weg. Die Vielen, die einen Menschen in den Himmel heben, wo sind sie, wenn er einmal nicht ihren Vorstellungen entspricht? Weg sind sie! Auf nimmer Wiedersehen! So liegt Jesus nicht nur selber am Boden, sondern auch in vielen abgeschobenen und leidenden Menschen unserer Tage.

Jesus, du liegst ganz am Boden, mir fehlen die Worte, aber deine Liebe begreife ich immer noch nicht. Ich verstehe einfach nicht, dass dein Kreuzweg etwas mit Liebe zu tun hat. Wenn ich jemand liebe, dann will und kann ich ihm doch kein Leid zufügen. Du aber sagst mir: "Liebe, die nicht weh tut, kann nicht echt sein! Damit du das erkennst, will ich dir nun auf meinem Kreuzweg die Quelle des Heiligen Geistes aufgraben und dir sagen: "Trinke daraus, dann wirst du alles verstehen, was bisher ein Rätsel für dein Leben war. Solltest du dennoch etwas nicht begreifen, dann vertraue darauf, dass die Geheimnisse Gottes mehr Wege in deinem Leben öffnen als so viele halbherzige Antworten der Menschen! Komm, und trinke aus der Quelle deines Lebens. Sie ist für dich aufgebrochen mitten auf dem Kreuzweg! Ich habe mich gebeugt, um sie aufzugraben, du darfst dich beugen, um aus ihr zu trinken.

Herr Jesus, so bitte ich, steh mir bei, denn ich will mich eigentlich in meinem Leben nicht niederbeugen und so bin ich ständig in Gefahr mein Leben zu verspielen. Hilf mir, daß ich mich niederbeuge und aus der Quelle des lebendigen Wassers trinke, damit ich nie mehr durstig bin. Amen.

10. Station: Sie nehmen Jesus alles weg

Lisieuxkreuzweg 10

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Therese von Lisieux sagt:
Nichts bleibt mir in den Händen; alles, was ich habe, gehört der Kirche und den Seelen.
Und wenn ich 80 Jahre alt würde, ich bliebe immer ebenso arm.

Jesus erinnert daran: "Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz." Er spürt, dass ihm dein Herz fehlt, denn du lebst ohne Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Du verwirklichst das, was man einen Egoisten nennt, aber du behauptest ein Christ zu sein.

"Kehr um, und glaube an das Evangelium! (Mk 1,15) Euch muss es zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben!" (Mt 6,33) Das sagt uns Jesus! Das ist der Weg, ein Christ zu werden, ein Christ zu sein. Das ist der Weg Jesu. Auch wenn du Jesus die ganze menschliche Würde wegnimmst. Die Liebe zu dir kannst du ihm niemals nehmen: Er wird dich immer wieder voll Liebe anschauen und sagen: "Folge mir nach!" (Mt 9,9)

Herr, ich weiß, ich selber stelle oft viele Ansprüche an das Leben. Was brauch ich nicht alles, um leben zu können. Ich brauche doch die moderne Kleidung, die moderne Wohnung, möglichst viel Freiheit und Urlaub oder viel Geld, ...aber dir will ich das Leben nicht gönnen. Ich will alles genießen, was das Leben bringt, aber dir gebe ich Ungenießbares: Essig und Galle. Ich will frei sein und selber entscheiden, aber dir will ich mit Gewalt das Leben rauben. Ich fordere einen menschenwürdigen Lebensstandard, aber dich schiebe ich in eine menschenunwürdige Armut ab.

Doch plötzlich trifft mich wie ein Blitz dein Wort: "Selig die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich! (Mt 5,3) Selig bist du, mein Freund, wenn du arm werden kannst, den dann hast auch du das Leben gewonnen. Besitz und Reichtum verhindern dein Leben, aber meine Liebe schenkt dir das Leben."

Herr, so bitte ich, zeig mir die wahren Werte des Lebens und zeichne du die Wege in mein Leben ein, die zum Gewinn und zur Erfüllung meines Lebens führen. Amen.

11. Station: Jesus wird ans Kreuzgeschlagen

Lisieuxkreuzweg 11

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Therese von Lisieux sagt:
Den bittersten Schmerz empfinden wir, wenn uns jemand nicht versteht.
Aber wir verweilen nicht bei diesem Schmerz, wir blicken über die Erde  hinaus.

Menschen schlagen Jesus ans Kreuz. Menschen wollen ihn los haben. Menschen sind schadenfroh und denken: Endlich sind wir die Herren dieser Welt. Menschen tun so, als würden sie diese Welt ewig besitzen. Menschen verurteilen Jesus, weil er ihnen die Wahrheit ihres Lebens zeigt und diese Wahrheit scheint unerträglich zu sein. Sie ist es aber nur dann, wenn Menschen kurzsichtig sind und nicht über die Erde hinausblicken. Würden sie es tun, dann könnten sie in dem, den sie ans Kreuz schlagen das wahre Leben erkennen.Aber die Antwort heißt: "Er muss weg, weil wir ihn nicht verstehen. Er muss weg, weil er nicht will, was wir wollen.

Herr, oft bin ich ein Mensch, bei dem das Wort in die Dornen fällt. Ich höre es zwar noch, aber die Sorgen der Welt, der trügerische Reichtum und die Gier nach all den anderen Dingen machen sich breit und ersticken es (vgl. Mk 4,18-19) --und du, Jesus, wirst von mir ans Kreuz geschlagen.
Herr, oft bin ich ein Mensch, bei dem das Wort auf den Weg fällt, und ich mache mir gar nichts daraus, wenn es von den Menschen, mit denen ich umgehe, zertreten wird --und du, Jesus, wirst von mir ans Kreuz geschlagen.

Herr, oft bin ich ein Mensch, bei dem das Wort auf den Felsen fällt, und wenn die Sonne aufgeht fehlt mir das lebendige Wasser, weil ich nichts davon aus dem Brunnen deiner Liebe geschöpft habe. Dadurch verdorrt dein Wort in meinem Leben --und du, Jesus, wirst von mir ans Kreuz geschlagen.

Herr, ich schlage dich durch meine Lebensweise oft ans Kreuz und dennoch spüre ich deine verzeihende Liebe. Du gibst mich nicht auf! Du kennst keine Rache und keine Vergeltung, du lebst die Versöhnung und die Liebe.

Herr, ich begreife es zwar nicht immer, aber ich danke dir.

Herr, so bitte ich, öffne du mein Herz für deine Liebe und lass mich erfahren, daß das wahre Leben in deinem Erbarmen beginnt. Laß mich begreifen, dass mein Leben ein Geschenk deiner Versöhnung und Hingabe ist. Amen.


12. Station: Jesus stirbt am Kreuz

Lisieuxkreuzweg 12

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Therese von Lisieux sagt:
Wie glücklich wäre ich, wenn ich im Augenblick des Todes einen Menschen für Gott retten könnte!

Das Leid wird kommen. Wenn du auf das Kreuz schaust, siehst du, wie er dir sein Haupt zuneigt, wie er seine Arme ausstreckt, weil er dich umarmen will. Er hat sein Herz weit geöffnet, um dich aufzunehmen. Wenn du dich innerlich elend fühlst, blicke auf das Kreuz, und du wirst verstehen, was geschieht. Leid, Schmerz, Enttäuschungen, Demütigungen, Einsamkeit sind nichts anderes als ein Zeichen, dass du Jesus so nahe gekommen bist, dass er dich in seine Arme schließen kann. (nach Mutter Teresa)

Herr, wenn ich vor deinem Kreuz stehe und auf dich schaue, dann muss ich dir ehrlich gestehen, dass ich vor deiner Liebe Angst habe, denn ich suche in meinem Leben nicht das Leid, sondern das Glück. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass im Leid das Glück verborgen sein soll. Eines wundert mich dennoch, dass deine Mutter und der Jünger, den du liebst, so vertrauensvoll unter dem Kreuz stehen können. Jesus, sag mir bitte, liegt die Antwort darin, dass deine Blicke vom Kreuz herab soviel Liebe in sich tragen, dass jedes Leid bedeutungslos wird? Sagen mir deine Blicke, dass mitten im Leid das Glück meines Lebens anbricht?

Herr, so bitte ich, gib mir einen Platz unter deinem Kreuz, neig dich mir zu, schau mich an, schenke mir das Vertrauen, daß in deiner Hingabe mein Leben wächst und blüht. Amen.

13. Station: Der tote Jesus im Schoße seiner Mutter

Lisieuxkreuzweg 13

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Therese von Lisieux sagt:
Für mich bedeutet das Schweigen Jesu eine klingende Melodie.
Maria, es ist ruhig geworden auf dem Kreuzweg. Keiner jubelt, keiner spricht Mut zu, keiner diskutiert, keiner streitet, keiner sieht eine Zukunft für Jesus und seine Botschaft, keiner fragt, wie soll es weitergehen, keiner schmiedet Pläne. In wenigen Gesichtern liest man Traurigkeit, in vielen Gesichtern Hochmut und Stolz. Doch aus deinem Gesicht, Maria, und aus dem Gesicht Jesu strahlt Liebe und Hoffnung. Sie sagen uns: "Das ist nicht das Ende, das ist der Anfang der Kirche. Habt Mut! Kniet hin und betet an! Dann wird der tote Jesus euch das Leben schenken und ihr dürft ganz persönlich erfahren: "Wahrhaftig, er ist Gottes Sohn!"

Herr, wenn ich dich vor mir sehe mit deinen vielen Wunden, dann will ich dich bitten, dass auch ich in deinen Wunden geheilt werde. Was mich am meisten beeindruckt ist dein Gesicht, denn es strahlt Liebe und Geborgenheit aus. Obwohl du tot bist, leuchtet mir das Leben entgegen. Es kommt mir so vor, als wolltest du mir sagen: "Komm und folge mir, die Kirche ist nicht tot, sie lebt. Sie lebt geradezu aus der Anbetung, die du mir mit meiner Mutter entgegenbringst. Sie lebt aus Liebe, weil meine Mutter mich trägt und weil ich sie trage. Sie spürt es, spürst du es auch?"

Maria, lass mich erkennen, daß die Kirche auch heute von Jesus und seiner Liebe lebt und hilf mir, dass ich jeden Tag neu tun kann, was Jesus mir sagt. Amen.

14. Station: Tod und Auferstehung

Lisieuxkreuzweg 14

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Kolumban sagt:
"Bedenke nicht, was du bist, armer Mensch!
Bedenke, was du sein wirst!
Was du bist, ist ein Augenblick; was du sein wirst, ist immer." 

Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird der, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen (Röm 8,11). Jetzt ist der Leib irdisch, dann aber überirdisch (vgl. 1 Kor 15.46). Wie herzerfreuend wird dort das Halleluja sein! Wie sorglos, ohne Widersacher! Dort wo es keinen Feind mehr gibt, verliert man auch keinen Freund.
Augustinus sagt: Dort gibt es Gotteslob, und hier gibt es Gotteslob. Aber hier von Menschen, die in Sorge sind, dort von denen, die sich in Sicherheit wissen, hier von Menschen, die sterben müssen, dort von denen, die ewig leben. Hier in Hoffnung, dort in Wirklichkeit. Hier auf dem Weg, dort in der Heimat.

Herr, wenn ich an deinem Grab stehe und dein Geist in mir wohnt, dann werde ich erfahren, dass auch mein Kreuzweg, den ich in dieser Welt gehen muss, an dieser Station zu Ende geht.

Herr an dieser Station fragst du mich nicht, was hast du getan?
Du fragst mich: "Wen hast du geliebt um meinetwillen."

Herr, jetzt erkenne ich erst, wie oft ich in meinem Leben an deiner Liebe vorbeigelebt habe. An so vielen Stationen meines Lebenskreuzweges wolltest du mir sagen, wie groß deine Liebe zu mir ist, aber ich habe dich nicht gehört. Du hast mich nicht aufgegeben. An dieser Station holst du mich aus dem Grab meines Lebens heraus.

Herr, ich habe lange gebraucht, aber jetzt begreife ich wie groß deine Liebe zu uns Menschen ist. Jetzt begreife ich, wer deine Liebe kennt und annimmt, der wird ewig leben und das Leben in Fülle haben.

Herr, so bitte ich dich, trage du mich über den Tod meines Lebens hinweg zu einer Liebe, die mich immer trägt und zu einem Leben, das nie mehr zu Ende geht. Amen.

Schlussgedanken zum Kreuzweg

BildSchlussgedankenLebenskreuzweg2020

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Herr, ich bin am Ende deines Kreuzweges angekommen und ich trage eine große Sehnsucht nach Leben in mir; denn du hast mir von Station zu Station gezeigt wie die Hingabe deines Lebens zur Fülle meines Lebens führt. Ich habe erfahren, du bist da mit deiner Liebe und du öffnest mein Leben immer mehr für das Osterfest, das niemals enden wird.

Herr, ich danke dir, denn ich weiß jetzt, die Gabe Gottes besteht darin, dass du die Auferstehung und das Leben bist. Nun stelle ich nicht mehr die Frage nach dem Sinn meines Lebens, den mein Lebenssinn bist du allein, mein Jesus. Nun frage ich nicht mehr danach, wer die Kreuze meines alltäglichen Lebens trägt, denn jetzt weiß, dass du sie trägst.

Herr, ich danke! Ja. Herr, ich liebe dich, denn du bist mein Leben heute und alle Tage. Amen.

Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja!